Die Polonaise von Oginski

Theaterstück von Nikolaj Koljada

Mit: Laszlo Klapcsik, Sibille Roth, Heiko Schendel, Silke Tinsner
Regie: Felix Goldmann; Bühne: Jens-Uwe Behrend

Die ehemaligen Dienstboten haben sich nach dem gewaltsamen Tod ihrer Herrschaft in deren Moskauer Luxuswohnung eingenistet, die für sie zum Rückzugs- und Überlebensort geworden ist. Zum neuen Jahr hat Tanja, einziges Kind der Familie, ihre Rückkehr aus dem amerikanischen Exil angekündigt. Ludmilla, die Putzfrau, Istvan, der Gärtner und Dima, Sohn von Tanjas Kindermädchen, befürchten, nun von der Erbin auf die Strasse gesetzt zu werden. Sie bejammern ihre aussichtslose Lage und nähren den Groll auf Tanja, deren ungute Absichten sie zu kennen glauben.
Doch es kommt alles ganz anders. Tanja, behütete und verwöhnte Tochter aus bestem Hause, ist menschlich und finanziell in der fremden Welt gestrandet und will hier in Moskau, am Ort ihrer sagenhaften Kindheit, die alten heilen Verhältnisse wieder installieren, um sich der Realität nicht stellen zu müssen. Dima, mit dem sie eine Jugendliebe verbindet und der ihr auf wundersame Weise auch die Treue gehalten hat, soll in ihrem Szenario die Hauptrolle spielen. Aber Dimas Kräfte haben sich in der Aufrechterhaltung seiner Träume von der einzigen großen Liebe erschöpft, und so kann er der realen Tanja, seiner seelisch und moralisch ausgebrannten „fernen Geliebten“ nur seine eigene Enttäuschung und Verletztheit entgegenbringen. Und auch die Konfrontation mit den anderen , um die nackte Existenz ringenden Inselbewohnern kann nicht ausbleiben. Hilflosigkeit auf allen Seiten erzeugt Aggression – Aggression erzeugt Gewalt: alle werden an die Grenzen ihrer Möglichkeiten getrieben. Eingeschlossen in den Überlebensraum – wie werden sie sich arrangieren?


Premiere: 2002 im Acud-Theater, gespielt bis 2009