Hatten sie schon mal so eine richtig tolle Geschäftsidee? So eine, für die man ein nicht allzu großes Startkapital, aber dafür viel Phantasie und kommunikative Fähigkeiten benötigt – und die vor allen Dingen so richtig ordentlich was abwirft, also ein Art alchemistischer Trick? Dann werden sie sicher verstehen, wie freudig Pawel Iwanowitsch Tschitschikow die plötzliche Eingebung erregt, „tote Seelen“, d.h. In den Revisionslisten aufgeführte, aber schon verstorbene leibeigene Bauern bei verschiedenen Gutsbesitzern für den sprichwörtlichen Apfel und das Ei aufzukaufen und sie mittels einer sehr gewagten Transaktion in pures Gold zu verwandeln. Der im besten Falle zu erzielende Reingewinn würde mindestens das tausendfache der Investition betragen. Überdies kommt dem erfindungsreichen Jungunternehmer das Glück in Form eines staatlichen Investitionsprogramms zu Hilfe und er wird stolzer Landbesitzer in Südrussland. Tschitschikow muss nun nur noch heraus finden, welcher Winkel des heiligen russischen Reiches in letzter Zeit besonders von Katastrophen, Seuchen u.ä. heimgesucht worden ist, dann kann er dort seine Netze auswerfen, um aus dem trüben Ozean der Halblegalität tote Seelen zu fischen. Tschitschikow ist ein geschickter Manipulator und versteht es, sich überall Liebkind zu machen. Also, könnte man denken, ergeben die Voraussetzungen eine der bekannten Erfolgsgeschichten. Zunächst scheint auch alles großartig zu laufen, aber wie das so geht: durch die steigende, aber vollkommen unbegreifliche Nachfrage nach der obskuren Handelsware werden die Gutsbesitzer misstrauisch und beginnen zu feilschen.
Böse Gerüchte machen die Runde und die Schlinge um Tschitschikows Hals zieht sich langsam aber sicher zu.
Mit: Rike Eckermann, Simon Gläsner, Michael Hecht, Susanne Heubaum / Sabine Roßberg, Esther Roth, Heiko Schendel, Tom Kannegießer
Musik: Kathi Kollmann; Regie: Felix Goldmann; Dramaturgie: Sibille Roth; Bühne: Jens Uwe Behrend; Fotos: Michael Felsch
Premiere Sa 24.08.13,20.30 Uhr ; Vorstellungen So 25.08.13 – So 15.09.13
Spielort: ACUD – Innenhof, Veteranenstraße 21, 10119 Berlin